In Deutschland unerwünscht – Hermann Gräbe

Eine von vielen Geschichten, die zu erzählen immer noch notwendig ist – wenn sie so erzählt werden, wie Dietrich Schubert das tut. Der Gegensatz zu Ästhetik und Erzählgestus etwa der Knopp-Filme könnte größer nicht sein.
epd-medien

GräbeHermann Gräbe war wie Oskar Schindler in Deutschland lange unbekannt. Als er 1986 in San Francisco unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit zu Grabe getragen wurde, galt er in seiner Heimat Deutschland als Lügner. Nach dem Überfall der Deutschen auf die Sowjetunion ging Hermann Gräbe im Auftrag einer Solinger Baufirma in die ukrainische Provinzstadt Sdolbunov und beschäftigte in kurzer Zeit mehr als zweitausend Menschen. Die meisten waren Juden.

Hier erlebte er zum ersten Mal, wie die SS in aller Öffentlichkeit Männer, Frauen und Kinder erschoss. Gräbe war schockiert und entschloss sich, zu helfen. Den Massenmord konnte er nicht verhindern, aber es gelang ihm viele Juden zu retten.

In Vorbereitung der Nürnberger Prozesse sagte Gräbe als einziger Deutscher gegen die SS-Einsatztruppen in der Ukraine aus. Dafür wurde er in Deutschland diffamiert und wanderte 1948 in die USA aus. 1965 ehrte der Staat Israel Hermann Gräbe mit der höchsten Auszeichnung, die ein Nichtjude erhalten kann. Kurz danach erschien im SPIEGEL ein Artikel, der Gräbe als Lügner darstellte und bewirkte, dass er in Deutschland fortan als unglaubwürdig galt.

Regie: Dietrich Schubert
Kamera: Wilfried Kaute
Ton: Geza Demeter
Schnitt: Dietrich Schubert
Buch: Wolfgang Heuer, Dietrich Schubert
Länge: 91 Minuten
Jahr: 2000
DVD-Cover: Ansehen (pdf)